Strategisch sinnvolle Spulwurmbekämpfung
Ein Dauerbrenner im Schweinestall
Spulwürmer sind ein Dauerthema im Schweinestall. Im Gegensatz zu anderen Parasiten oder Krankheiten ist es bisher nicht gelungen einen Bestand erfolgreich zu sanieren oder einen freien Bestand aufzubauen. Eine große Rolle spielt dabei die hohe Widerstandskraft der Eier in der Umwelt gegenüber äußeren Einflüssen. Wir müssen also dauerhaft mit diesem Parasiten leben und ihn ständig bekämpfen bzw. niederhalten.
Folgen treten vor allem in der Mast auf in Form von schlechterer Futterverwertung und Tageszunahmen, Leberverwürfen bei der Schlachtung, erhöhte Anfälligkeit gegenüber Lungen- und Darminfektionen. Insgesamt können sich die wirtschaftlichen Folgen auf bis zu 9 € je Schlachtschwein summieren.
Zwei Bekämpfungsstrategien
Grundsätzlich gilt, den Infektionsdruck möglichst niedrig zu halten!
Immer wieder werden zwei verschiedene Strategien diskutiert zur Reduzierung der Spulwurmbelastung und dadurch verursachter Leberverwürfe, als äußeres Anzeichen einer mehr oder weniger hohen Belastung des Bestandes.
Die Behandlung der Sauen ca. 2 Wochen vor der Geburt
oder
Bestandsbehandlung der Sauen in willkürlich festgelegten Zeitabständen, die sich nicht an der biologischen Entwicklung der Parasiten orientieren.
Außerdem sollten die Ferkel behandelt werden, allerdings frühestens zum Ende der Aufzuchtperiode.
Die Strategie einer Bekämpfung hat an der Biologie des Spulwurms orientiert zu erfolgen und zu bestimmten Zeitpunkten in den Entwicklungszyklus des Parasiten einzugreifen. Eine erneute Ausscheidung von Eiern durch erwachsene Würmer und damit Kontamination der Umwelt soll möglichst lange und v.a. im Abferkelstall verhindert werden. Bei einem hohen Belastungsgrad im Stall ist es sinnvoll mit einem geeigneten Desinfektionsmittel die sehr umweltresistenten Spulwurmeier zusätzlich abzutöten.
Ferkel können sich bereits im Abferkelstall infizieren durch Eier die am Gesäuge kleben, weshalb Waschen der Sau vor Einstallung in den Abferkelbereich sinnvoll ist. Bereits 50 Eier können für eine erfolgreiche Infektion eines Saugferkels ausreichen. Natürlich können Saugferkel sich auch durch infektiöse Eier in der Umgebung infizieren und darum ist die Behandlung der Sauen vor der Geburt wichtig. Werden die Sauen vor der Umstallung mit einem Präparat behandelt das auch die verschiedenen Larvenstadien im Darm ausschaltet, scheiden sie innerhalb der Säugeperiode keine Eier mehr aus und kontaminieren so den Abferkelstall nicht (!) für die nächsten Saugferkel.
Spätestens im Flatdeck ist allerdings mit einer Infektion zu rechnen, weil wir den Stall niemals wirklich spulwurmfrei bekommen werden.
Können sich die Ferkel bereits in einem stark kontaminierten Abferkelstall infizieren, scheiden sie bereits vor Ende der Ausstallung aus dem Aufzuchtbereich Spulwurmeier aus.
Sicherung der Impffähigkeit der Saugferkel
Noch nicht untersucht sind die Auswirkungen von Wanderung und Entwicklung der Spulwurmlarven im Saugferkel auf die allgemeine Gesundheit. Es ist anzunehmen, das bei einem hohen Infektionsdruck im Abferkelbereich auch andere Erreger leichter zum Zuge kommen, sich leichter festsetzen und Erkrankungen z.B. durch Streptokokken eher ausgelöst werden können aufgrund der Schwächung des Tieres.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass Impfungen von Saugferkeln durch eine Wurmbelastung negativ beeinträchtigt werden. Es sind vermehrt Impfversager zu erwarten, daher werden auch im Kleintierbereich z.B. Hundewelpe vor einer Impfung immer gegen Spulwürmer behandelt. Hundewelpen können sich allerdings über die Muttermilch mit Spulwürmern infizieren, was bei Saugferkeln nicht der Fall ist. Daher sind nicht die Saugferkel zu entwurmen, aber es ist darauf zu achten, dass die Möglichkeiten einer Infektion möglichst gering gehalten werden.
Biologie des Spulwurms
Ein erwachsenes Spulwurmweibchen scheidet täglich 200.000 bis 2 Mio. Eier aus. Aufgrund der besonderen Schalenstruktur sind sie außerdem ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen (auch Desinfektionsmittel). Sie kleben auf der Haut und am Gesäuge der Sau. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier sind am Anfang nicht infektiös, d. h. sie werden zunächst nach Aufnahme einfach wieder mit dem Kot ausgeschieden. Erst wenn sich die Larven in den Eiern nach frühestens 3 Wochen entwickelt haben, können sich Schweine durch deren Aufnahme infizieren. Die Infektion beginnt mit dem Schlüpfen der Wurmlarven im Darm.
Zuerst bohren sich die Larven durch die Darmschleimhaut und gelangen so über den Blutkreislauf in die Leber. Hier durchwandern sie das Lebergewebe bis in den Blutkreis zwischen Leber und Herz. Über diesen Weg gelangen sie über das venöse Blut durch das Herz weiter in die Lunge.
Je nach Anzahl der wandernden Larven sind keine klinischen Anzeichen (Husten) zu beobachten bis zum plötzlichen Verenden von Schweinen unter Anzeichen einer Infektion mit APP-Bakterien. Es ist somit auch in weniger offensichtlichen Fällen mit einer Reizung des Lungengewebes zu rechnen und in Kombination mit anderen belastenden Faktoren (z. B. hoher Ammoniakkonzentration im Winter oder Übergangszeiten, Mykotoxinbelastung) ist vermehrt Husten als klinisches Symptom zu erwarten.
Innerhalb von 6-8 Wochen nach Infektion entwickeln sich die Larven im Darm zu erwachsenen Würmern und beginnen erneut mit der Ausscheidung von Eiern.
Behandlung der Sau
Durch die Behandlung mit Ivermectin-Präparaten per Injektion ca. 2 Wochen vor der Geburt können neben den Spulwürmern zwei weitere Parasiten (Räudemilben und Zwergfadenwürmer) erfasst werden. Die Bestandsbehandlung der Sauen in bestimmten zeitlichen Abständen ist zwar in der Lage die Belastung der Sauen mit Spulwürmern zu reduzierten und je nach Präparat auch die Räudemilben, aber nicht die bei Saugferkeln Durchfall verursachenden Zwergfadenwürmer, die in Larvenstadien im Gesäuge überdauern und erst durch die hormonelle Umstellung kurz vor der Geburt aktiviert werden. Zwergfadenwürmer können somit nur kurz vor der Geburt mit einem Ivermectinpräparat bekämpft werden und da nicht alle Larven auf einmal aktiviert werden, dauert es nach bisherigen Erkenntnissen mindestens drei Geburten (mit entsprechenden Behandlungen) bis von einer Larvenfreiheit des Gesäuges ausgegangen werden kann.
Auch die Behandlung gegen Räudemilben macht kurz vor der Geburt besonderen Sinn, weil die Unruhe der Sauen durch Juckreiz reduziert wird und dadurch auch Erdrückungsverluste bei Saugferkeln. Im Übrigen können sich gerade im Zusammenhang mit Geburtsstress die Milben besonders gut vermehren.
Der Anfang wird bei der Sau gemacht. Diese sollten 5-7 Tage vor dem Einstallen (ca. 2 Wochen vor dem Geburtstermin) in den Abferkelstall durch Injektion mit Avermectinen (Ivermectin, Doromectin) behandelt werden. Wirkstoffe dieser Gruppe verteilen sich im gesamten Körper und wirken über einen Zeitraum von mehr als 7 Tage.
Hiermit soll vor allem erreicht werden, dass die Kontamination der Stallumgebung durch Eier ausscheidende Spulwürmer möglichst gering ist, um nachfolgende Würfe vor hohem Infektionsdruck zu schützen.
Absatzferkel
Wissenschaftlichen Studien haben ergeben, dass ist die Anzahl Spulwurmeier ausscheidender Ferkel im Alter von ca. 8 Wochen mit bis zu 80 % am höchsten ist. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es zu einer langsamen Durchseuchung des Bestandes gekommen. Bevor nun die Ferkel in den Vormastbereich umgestallt oder an den Mäster verkauft werden, sollten sie mit einem Entwurmungsmittel über das Futter gegen Spulwürmer behandelt werden.
Ziel ist es möglichst „saubere“ Tiere in einen vorher desinfizierten Stall einzustallen.
Mastschweine
Wenn der „Entwurmungsstatus“ neuer Ferkel für die Vormast nicht bekannt ist, empfiehlt sich eine Entwurmung unmittelbar nach Einstallung. Optimal wäre die Behandlung in separaten Abteilen und Umstallung nach Behandlung, damit nur Bereiche kontaminiert werden in denen sich die Tiere nicht dauerhaft aufhalten und die vor Einstallung neuer Tiere mit einem wirksamen Präparat desinfiziert werden können.
Für den Fall, dass vermehrt Leberverwürfe zu beklagen sind, ist eine zweite Entwurmung 4-5 Wochen nach Abschluss der ersten Entwurmung zu empfehlen. Diese 4-5 Woche brauchen die Spulwurmlarven, um sich zu erwachsenen Würmern zu entwickeln. Bevor sie die Stallumgebung erneut durch ihre hohe „Eierproduktion“ belasten, sollten sie bekämpft werden.
Zu diesem Zeitpunkt sind die Tiere ungefähr 3 ½ Monate alt. Eine weitere Entwurmung näher am Schlachttermin macht keinen Sinn, da „Milchflecken“ 6-8 Wochen lang erhalten bleiben. Es bedeutet aber auch, dass die Leberveränderungen nicht älter als 6-8 Wochen sind und nicht auf eine Infektion im Herkunftsbetrieb zurückzuführen sind. Sie sind Reaktionen der Leber auf die Larven bei ihrer Wanderung. Die Larven werden eingekapselt und vom Immunsystem abgetötet.
Bekämpfung
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit per Injektion oder über das Futter bzw. die Trinkwassermedikation die Schweine zu behandeln.
Bei Wirkstoffen wie Flubenol / Flubendazol oder Ivermectin werden auch Larvenstadien erfasst, so dass über einen Zeitraum von mehr als 4-5 Wochen keine neuen Eier ausgeschieden werden.
Bei mit Piperazin behandelten Tieren können sich bereits wenige Tage später die ersten Larven zu erwachsenen Würmern entwickelt haben und neue Eier werden ausgeschieden.
Piperazin ist ein älteres Mittel und aufgrund seines schmalen Wirkungsspektrums gegen einige wenige Rundwürmer in seinem Einsatz stark zurück gegangen. Es kommt zu einer schlaffen Lähmung und Ausscheidung noch lebender Würmer. Piperazin wird als geeignet angesehen, den Befallsgrad mit Spulwürmern zu offenbaren, weil die Würmer lebend ausgeschieden werden. Allerdings dürften die Würmer bei Gruppenhaltung relativ schnell gefressen werden und somit diese Version einer Diagnostik nur bei in Kastenständen gehaltenen Tieren tauglich sein.
Abgesehen von der Unzulänglichkeit einer solchen Diagnostik und dem fraglichen Sinn, sollte eine regelmäßige Spulwurmbekämpfung mit dem Ziel der Senkung des Infektionsdruckes Standart sein, so wie die Impfung der Sauen gegen Parvo/Rotlauf und die Impfung der Saugferkel gegen Mykoplasmen und Circo-Viren. Auch diese Impfungen orientieren sich strategisch an den biologischen Eigenheiten der Erreger.
Zusammenfassung
Auch Parasiten werden vom Immunsystem erkannt und bekämpft. Wenn außerdem der Erregerdruck durch Desinfektion der ausgeschiedenen Eier und strategisch sinnvolle Behandlungsmaßnahmen gesenkt wird, dann halten sich wirtschaftliche Verluste in erträglichen Grenzen.
Sauen sollten eine Woche vor der Einstallung in den Abferkelbereich mittels Injektionsbehandlung gegen Räude und Spulwürmer behandelt werden. Das Waschen von Gesäuge und Klauen der Sauen ist vor Einstallung in den Abferkelstall empfehlenswert, um die Verschleppung infektionsfähiger Spulwurmeier zu minimieren.
Bei den Ferkeln reicht in der Regel eine Entwurmung über das Futter gegen Spulwürmer vor dem Ausstallen aus dem Aufzuchtbereich. Einen Monat nach Erstbehandlung ist eine weitere Behandlung der Mastschweine sinnvoll bei hohem Infektionsdruck bzw. vielen Leberverwürfen.
Weiterhin ist mit geeigneten Desinfektionsmitteln der Erregerdruck in der Umwelt zu senken, da ansonsten die Parasitenstadien über Wochen, Monate, sogar bis zu Jahren überdauern können.
Kasten
Strategisch sinnvolle Spulwurmbekämpfung
Ein Dauerbrenner im Schweinestall
Spulwürmer sind ein Dauerthema im Schweinestall. Im Gegensatz zu anderen Parasiten oder Krankheiten ist es bisher nicht gelungen einen Bestand erfolgreich zu sanieren oder einen freien Bestand aufzubauen. Eine große Rolle spielt dabei die hohe Widerstandskraft der Eier in der Umwelt gegenüber äußeren Einflüssen. Wir müssen also dauerhaft mit diesem Parasiten leben und ihn ständig bekämpfen bzw. niederhalten.
Folgen treten vor allem in der Mast auf in Form von schlechterer Futterverwertung und Tageszunahmen, Leberverwürfen bei der Schlachtung, erhöhte Anfälligkeit gegenüber Lungen- und Darminfektionen. Insgesamt können sich die wirtschaftlichen Folgen auf bis zu 9 € je Schlachtschwein summieren.
Zwei Bekämpfungsstrategien
Grundsätzlich gilt, den Infektionsdruck möglichst niedrig zu halten!
Immer wieder werden zwei verschiedene Strategien diskutiert zur Reduzierung der Spulwurmbelastung und dadurch verursachter Leberverwürfe, als äußeres Anzeichen einer mehr oder weniger hohen Belastung des Bestandes.
Die Behandlung der Sauen ca. 2 Wochen vor der Geburt
oder
Bestandsbehandlung der Sauen in willkürlich festgelegten Zeitabständen, die sich nicht an der biologischen Entwicklung der Parasiten orientieren.
Außerdem sollten die Ferkel behandelt werden, allerdings frühestens zum Ende der Aufzuchtperiode.
Die Strategie einer Bekämpfung hat an der Biologie des Spulwurms orientiert zu erfolgen und zu bestimmten Zeitpunkten in den Entwicklungszyklus des Parasiten einzugreifen. Eine erneute Ausscheidung von Eiern durch erwachsene Würmer und damit Kontamination der Umwelt soll möglichst lange und v.a. im Abferkelstall verhindert werden. Bei einem hohen Belastungsgrad im Stall ist es sinnvoll mit einem geeigneten Desinfektionsmittel die sehr umweltresistenten Spulwurmeier zusätzlich abzutöten.
Ferkel können sich bereits im Abferkelstall infizieren durch Eier die am Gesäuge kleben, weshalb Waschen der Sau vor Einstallung in den Abferkelbereich sinnvoll ist. Bereits 50 Eier können für eine erfolgreiche Infektion eines Saugferkels ausreichen. Natürlich können Saugferkel sich auch durch infektiöse Eier in der Umgebung infizieren und darum ist die Behandlung der Sauen vor der Geburt wichtig. Werden die Sauen vor der Umstallung mit einem Präparat behandelt das auch die verschiedenen Larvenstadien im Darm ausschaltet, scheiden sie innerhalb der Säugeperiode keine Eier mehr aus und kontaminieren so den Abferkelstall nicht (!) für die nächsten Saugferkel.
Spätestens im Flatdeck ist allerdings mit einer Infektion zu rechnen, weil wir den Stall niemals wirklich spulwurmfrei bekommen werden.
Können sich die Ferkel bereits in einem stark kontaminierten Abferkelstall infizieren, scheiden sie bereits vor Ende der Ausstallung aus dem Aufzuchtbereich Spulwurmeier aus.
Sicherung der Impffähigkeit der Saugferkel
Noch nicht untersucht sind die Auswirkungen von Wanderung und Entwicklung der Spulwurmlarven im Saugferkel auf die allgemeine Gesundheit. Es ist anzunehmen, das bei einem hohen Infektionsdruck im Abferkelbereich auch andere Erreger leichter zum Zuge kommen, sich leichter festsetzen und Erkrankungen z.B. durch Streptokokken eher ausgelöst werden können aufgrund der Schwächung des Tieres.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass Impfungen von Saugferkeln durch eine Wurmbelastung negativ beeinträchtigt werden. Es sind vermehrt Impfversager zu erwarten, daher werden auch im Kleintierbereich z.B. Hundewelpe vor einer Impfung immer gegen Spulwürmer behandelt. Hundewelpen können sich allerdings über die Muttermilch mit Spulwürmern infizieren, was bei Saugferkeln nicht der Fall ist. Daher sind nicht die Saugferkel zu entwurmen, aber es ist darauf zu achten, dass die Möglichkeiten einer Infektion möglichst gering gehalten werden.
Biologie des Spulwurms
Ein erwachsenes Spulwurmweibchen scheidet täglich 200.000 bis 2 Mio. Eier aus. Aufgrund der besonderen Schalenstruktur sind sie außerdem ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen (auch Desinfektionsmittel). Sie kleben auf der Haut und am Gesäuge der Sau. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier sind am Anfang nicht infektiös, d. h. sie werden zunächst nach Aufnahme einfach wieder mit dem Kot ausgeschieden. Erst wenn sich die Larven in den Eiern nach frühestens 3 Wochen entwickelt haben, können sich Schweine durch deren Aufnahme infizieren. Die Infektion beginnt mit dem Schlüpfen der Wurmlarven im Darm.
Zuerst bohren sich die Larven durch die Darmschleimhaut und gelangen so über den Blutkreislauf in die Leber. Hier durchwandern sie das Lebergewebe bis in den Blutkreis zwischen Leber und Herz. Über diesen Weg gelangen sie über das venöse Blut durch das Herz weiter in die Lunge.
Je nach Anzahl der wandernden Larven sind keine klinischen Anzeichen (Husten) zu beobachten bis zum plötzlichen Verenden von Schweinen unter Anzeichen einer Infektion mit APP-Bakterien. Es ist somit auch in weniger offensichtlichen Fällen mit einer Reizung des Lungengewebes zu rechnen und in Kombination mit anderen belastenden Faktoren (z. B. hoher Ammoniakkonzentration im Winter oder Übergangszeiten, Mykotoxinbelastung) ist vermehrt Husten als klinisches Symptom zu erwarten.
Innerhalb von 6-8 Wochen nach Infektion entwickeln sich die Larven im Darm zu erwachsenen Würmern und beginnen erneut mit der Ausscheidung von Eiern.
Behandlung der Sau
Durch die Behandlung mit Ivermectin-Präparaten per Injektion ca. 2 Wochen vor der Geburt können neben den Spulwürmern zwei weitere Parasiten (Räudemilben und Zwergfadenwürmer) erfasst werden. Die Bestandsbehandlung der Sauen in bestimmten zeitlichen Abständen ist zwar in der Lage die Belastung der Sauen mit Spulwürmern zu reduzierten und je nach Präparat auch die Räudemilben, aber nicht die bei Saugferkeln Durchfall verursachenden Zwergfadenwürmer, die in Larvenstadien im Gesäuge überdauern und erst durch die hormonelle Umstellung kurz vor der Geburt aktiviert werden. Zwergfadenwürmer können somit nur kurz vor der Geburt mit einem Ivermectinpräparat bekämpft werden und da nicht alle Larven auf einmal aktiviert werden, dauert es nach bisherigen Erkenntnissen mindestens drei Geburten (mit entsprechenden Behandlungen) bis von einer Larvenfreiheit des Gesäuges ausgegangen werden kann.
Auch die Behandlung gegen Räudemilben macht kurz vor der Geburt besonderen Sinn, weil die Unruhe der Sauen durch Juckreiz reduziert wird und dadurch auch Erdrückungsverluste bei Saugferkeln. Im Übrigen können sich gerade im Zusammenhang mit Geburtsstress die Milben besonders gut vermehren.
Der Anfang wird bei der Sau gemacht. Diese sollten 5-7 Tage vor dem Einstallen (ca. 2 Wochen vor dem Geburtstermin) in den Abferkelstall durch Injektion mit Avermectinen (Ivermectin, Doromectin) behandelt werden. Wirkstoffe dieser Gruppe verteilen sich im gesamten Körper und wirken über einen Zeitraum von mehr als 7 Tage.
Hiermit soll vor allem erreicht werden, dass die Kontamination der Stallumgebung durch Eier ausscheidende Spulwürmer möglichst gering ist, um nachfolgende Würfe vor hohem Infektionsdruck zu schützen.
Absatzferkel
Wissenschaftlichen Studien haben ergeben, dass ist die Anzahl Spulwurmeier ausscheidender Ferkel im Alter von ca. 8 Wochen mit bis zu 80 % am höchsten ist. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es zu einer langsamen Durchseuchung des Bestandes gekommen. Bevor nun die Ferkel in den Vormastbereich umgestallt oder an den Mäster verkauft werden, sollten sie mit einem Entwurmungsmittel über das Futter gegen Spulwürmer behandelt werden.
Ziel ist es möglichst „saubere“ Tiere in einen vorher desinfizierten Stall einzustallen.
Mastschweine
Wenn der „Entwurmungsstatus“ neuer Ferkel für die Vormast nicht bekannt ist, empfiehlt sich eine Entwurmung unmittelbar nach Einstallung. Optimal wäre die Behandlung in separaten Abteilen und Umstallung nach Behandlung, damit nur Bereiche kontaminiert werden in denen sich die Tiere nicht dauerhaft aufhalten und die vor Einstallung neuer Tiere mit einem wirksamen Präparat desinfiziert werden können.
Für den Fall, dass vermehrt Leberverwürfe zu beklagen sind, ist eine zweite Entwurmung 4-5 Wochen nach Abschluss der ersten Entwurmung zu empfehlen. Diese 4-5 Woche brauchen die Spulwurmlarven, um sich zu erwachsenen Würmern zu entwickeln. Bevor sie die Stallumgebung erneut durch ihre hohe „Eierproduktion“ belasten, sollten sie bekämpft werden.
Zu diesem Zeitpunkt sind die Tiere ungefähr 3 ½ Monate alt. Eine weitere Entwurmung näher am Schlachttermin macht keinen Sinn, da „Milchflecken“ 6-8 Wochen lang erhalten bleiben. Es bedeutet aber auch, dass die Leberveränderungen nicht älter als 6-8 Wochen sind und nicht auf eine Infektion im Herkunftsbetrieb zurückzuführen sind. Sie sind Reaktionen der Leber auf die Larven bei ihrer Wanderung. Die Larven werden eingekapselt und vom Immunsystem abgetötet.
Bekämpfung
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit per Injektion oder über das Futter bzw. die Trinkwassermedikation die Schweine zu behandeln.
Bei Wirkstoffen wie Flubenol / Flubendazol oder Ivermectin werden auch Larvenstadien erfasst, so dass über einen Zeitraum von mehr als 4-5 Wochen keine neuen Eier ausgeschieden werden.
Bei mit Piperazin behandelten Tieren können sich bereits wenige Tage später die ersten Larven zu erwachsenen Würmern entwickelt haben und neue Eier werden ausgeschieden.
Piperazin ist ein älteres Mittel und aufgrund seines schmalen Wirkungsspektrums gegen einige wenige Rundwürmer in seinem Einsatz stark zurück gegangen. Es kommt zu einer schlaffen Lähmung und Ausscheidung noch lebender Würmer. Piperazin wird als geeignet angesehen, den Befallsgrad mit Spulwürmern zu offenbaren, weil die Würmer lebend ausgeschieden werden. Allerdings dürften die Würmer bei Gruppenhaltung relativ schnell gefressen werden und somit diese Version einer Diagnostik nur bei in Kastenständen gehaltenen Tieren tauglich sein.
Abgesehen von der Unzulänglichkeit einer solchen Diagnostik und dem fraglichen Sinn, sollte eine regelmäßige Spulwurmbekämpfung mit dem Ziel der Senkung des Infektionsdruckes Standart sein, so wie die Impfung der Sauen gegen Parvo/Rotlauf und die Impfung der Saugferkel gegen Mykoplasmen und Circo-Viren. Auch diese Impfungen orientieren sich strategisch an den biologischen Eigenheiten der Erreger.
Zusammenfassung
Auch Parasiten werden vom Immunsystem erkannt und bekämpft. Wenn außerdem der Erregerdruck durch Desinfektion der ausgeschiedenen Eier und strategisch sinnvolle Behandlungsmaßnahmen gesenkt wird, dann halten sich wirtschaftliche Verluste in erträglichen Grenzen.
Sauen sollten eine Woche vor der Einstallung in den Abferkelbereich mittels Injektionsbehandlung gegen Räude und Spulwürmer behandelt werden. Das Waschen von Gesäuge und Klauen der Sauen ist vor Einstallung in den Abferkelstall empfehlenswert, um die Verschleppung infektionsfähiger Spulwurmeier zu minimieren.
Bei den Ferkeln reicht in der Regel eine Entwurmung über das Futter gegen Spulwürmer vor dem Ausstallen aus dem Aufzuchtbereich. Einen Monat nach Erstbehandlung ist eine weitere Behandlung der Mastschweine sinnvoll bei hohem Infektionsdruck bzw. vielen Leberverwürfen.
Weiterhin ist mit geeigneten Desinfektionsmitteln der Erregerdruck in der Umwelt zu senken, da ansonsten die Parasitenstadien über Wochen, Monate, sogar bis zu Jahren überdauern können.
Kasten
Räudemilben
… graben Bohrgänge in der Haut der Schweine, legen dort ihre Eier ab und ernähren sich von Körperflüssigkeiten. Die Zeit zwischen Eiablage bis zur Entwicklung einer erwachsenen Milbe beträgt 3 Wochen. Befallene Tiere zeigen vermehrt Juckreiz und sind unruhiger. Die Folge sind höhere Erdrückungsverluste bei Saugferkeln und geringere Mastleistung bei Mastschweinen.
Bei Betrieben die im „geschlossenen System“ wirtschaften ist daher eine Räudesanierung anzustreben. Insbesondere wenn die auch Masttiere räudefrei sind lohnt sich eine Sanierung innerhalb von 3-6 Monaten, so die umfangreichen Erfahrungen mit Räudesanierungen in den Niederlanden und Norddeutschland.
Wirkstoffe zur Parasitenbekämpfung
Ivermectin /Doromectin
Wird per Injektion oder Pulver gegeben und wird über Köperflüssigkeiten im ganzen Körper verteilt und wirkt entsprechend nicht nur im Darm sondern auch in der Haut oder dem Gesäuge. Eine Übertragung auf das Saugferkel und somit eine „Entwurmung des Saugferkel“ über die Milch findet nicht statt.
Flubendazol / Fenbendazol
Für Futter- oder Wasserapplikation. Wirkt nur im Darm, wo es alle Larvenstadinen und die erwachsenen Spulwürmer abtötet. Nicht im Darm befindliche Parasiten (z.B. Räudemilben od. Zwergfadenwürmer) werden nicht bekämpft.
Piperazin
Altes Präparat, das nur die erwachsenen Spulwürmer erfasst und zeitweilig lähmt. Bereits nach wenigen Tagen sind nachfolgende Larven im Darm zu erwachsenen Spulwürmern herangereift und führen eneut zur Ausscheidung von Eiern in die Umgebung.