EHEC

Enterohämorrhagische Escherichia Coli

meldepflichtige Erkrankung  (seit 2001)

 

zur Geschichte von EHEC

 

1982     in USA erstmalig aufgetreten (47 Personen erkrankt nach Verzehr von Hamburgern)

1996     in Japan sind über 12.000 Menschen infiziert worden durch Verzehr von Radieschensprossen

 

In Deuschland erkranken immer wieder Einzelpersonen durch Verzehr von Rohmilch und Wurstaufschnitt.

Grundsätzlich zählt auch diese Variante von E. coli zu den sogenannten Fäkalkeimen und wird entsprechend durch "Schmierinfektionen" übertragen. Das EHEC-Bakterium besitzt allerdings besondere krankmachende Eigenschaften, die ihn von anderen Varianten unterscheiden. Es handelt sich auch nicht um einen neuen, bisher unbekannten Erreger, nur die Erkrankungshäufigkeit hat deutlich zugenommen. Für diese Zunahme hat man bisher noch keine Erklärung gefunden. Die Betroffenen hatten keinen gegenseitigen Kontakt und haben auch nicht das Gleiche gegessen.

Bisher wurden seit Einführung der Meldepflicht jährlich etwa 800 - 1.200 Erkrankungen registriert.

 

Der auf ein paar Gurken aus Spanien gefundene Stamm ist bisher nicht in mit diesen ausgesprägten Eigenschaft bekannt gewesen und soll nun genetisch komplett analysiert werden, um den Unterschied zum schon bekannten Stamm heraus zu finden.

 

Es bleibt die Frage, warum diese Gurken mit EHEC kontaminiert sind. Es könnte direkter Kontakt mit Rindergülle bestanden haben, aber es könnte allein auch Wasser zu Bewässerung oder später bei der Reinigung verunreinigt gewesen sein.

 

Wie Prof. Hoppe (Präsident der Bundesärztekammer)  am 26.05.11 mitteilte, sollte die Situation durch Einhaltung hygienischer Maßnahmen in den Griff zu bekommen sein, dazu gehören Hände waschen und natürlich auch zum Verzehr vorgesehene Nahrungsmittel. 

 

Bei der Verwendung von Holzbrettchen beim Verarbeiten von Salaten ist auch Vorsicht angezeigt, da sich in den Spalten derartige Keime (aber z.B. auch Salmonellen) halten können. Wird dann der Salat ungekühlt gelagert, kann es schnell zu einer Vermehrung der Keime kommen. Erst ab einer bestimmten Menge von Erregern ist dann auch eine "erfolgreiche" Infektion zu erwarten.

 

Wir müssen keine Angst vor einer unkontrollierbaren Epidemie haben!

 

Es handelt sich nicht um Resistenzeigenschaften gegenüber Antibiotika, wie z. B. bei MRSA. Probleme machen spezielle krankmachende Eigenschaften!!!

 

Hauptreservoir von EHEC sind Rinder und kleine Wiederkäuer, es wurden der Erreger aber auch schon bei Tauben nachgewiesen. Somit müssen auch Tauben als mögliche Überträger beachtet werden. Weiterhin kann eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgen, sowie über Trink- und Badewasser.

 

Gemüse wird nicht mit Gülle gedüngt

 

In den letzten Tagen wurde immer wieder die Möglichkeit der Verbreitung durch Gemüse diskutiert, welches durch Gülle kontaminiert sein soll. Hier hat sich der deutsche Bauernverband dahingehend geäußert, dass Gemüse nicht mit Gülle gedüngt wird, im Gegensatz zu Getreide oder Mais in einer frühen Wachstumsphase. Es geht somit grundsätzlich keine direkte Gefahr von Gemüse aus. Im Übrigen sind Tomaten, Gurken oder Salat in Deutschland in diesem Jahr noch gar nicht soweit, vermarktet zu werden.

 

In Kanada wurde bereits ein Impfstoff eingesetzt zur Reduzierung der Häufigkeit des Auftretens dieser Keime beim Rind.

 

Was das EHEC macht

 

EHEC-Bakterien können zu wässrigen bis wässrigblutigen Durchfällen führen, die ein Ruhr-ähnliches Krankheitsbild haben. Fieber tritt nicht immer auf, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen sind dagegen häufig. Derartige Symptome können aber auch durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden.

 

Das Krankheitsbild hängt wesentlich von der Abwehrlage des einzelnen Patienten ab. Säuglinge, Kleinkinder, alte und abwehrgeschwächte Menschen können besonders schwer erkranken.

 

Als Komplikation der Magen-Darm-Entzündung kann es zu einer blutigen Colitis (Dickdarmentzündung) und/oder dem sogenannten "urämischen Syndrom" kommen. Dabei werden Blutgefäße in den Nieren durch das vom EHEC-Bakterium freigesetzte Gift geschädigt.

  

Die Behandlung ist eine rein symptomatische auf den Flüssigkeitsverlust  (Flüssigkeitszuführung per Infusion). Auf eine antibotische Behandlung wird in der Regel verzichtet, da dadurch erst recht vermehrt Giftstoffe aus der Bakterienwand freigesetzt werden können, die dann die Probleme nur vergrößern. In einem solchen Fall wird also auf die Selbstheilungskräfte des Körpers vertraut, wie auch bei einigen anderen Infektionserkrankungen.

 

Im Extremfall kann es bis zum Nierenversagen kommen und eine Dialyse muss durchgeführt werden. In den meisten Fällen stellt sich die Funktionsfähigkeit der Nieren von selbst wieder ein.

 

 

Im Einzelfall ist die Erkrankung sicher beängstigend, aber ich möchte noch darauf hinweisen, dass aktuelle Schätzungen von ca. 30.000 Toten jährlich allein durch Infektion mit MRSA im Krankenhaus ausgehen, dem sogenannten "Krankenhauskeim". Auch hier handelt es sich vor allem um ein Hygieneproblem. Hochgerechnet würden danach täglich über 80 Personen durch diese Infektion sterben. Wieso spricht darüber kaum jemand, ist das kein Thema in den Medien oder wird nur kurz verfolgt? Wieso haben wir in Deutschland damit erheblich mehr Probleme, als unsere Nachbarn in den Niederlanden?

 

18.06.11    neue Funde von EHEC

... in der Nahrung durch vermutliche Ausscheidung einer Mitarbeiterin, die mittlerweile erkrankt ist. - Was hat sie eigentlich nach dem "Stuhlgang" gemacht? Das hat doch dann mit mangelnder Hygiene (Händewaschen) zu tun.

... und jetzt auch noch in einem Bächlein bei Frankfurt/M. mit der Folge, dass ein Badeverbot erteilt wurde.

Wo soll das noch enden???

07.06.11    zum Thema "Sprossen", der Forderung nach "Zentralisierung" und Hysterie vor Mikroben

Seit Sonntag soll es nun ein Biobetrieb sein, der Sprossen produziert. Dort laufen verschiedene Untersuchungsstränge zusammen die verfolgt wurden. So sind die 15 von 30 Infizierten aus Dänemark in einem Sporthotel gewesen wo Sprossen aus dem Biobetrieb verzehrt wurden und auch das Lokal in Lübeck (17 von 35 Personen haben sich dort infiziert) ist mit diesen Sprossen beliefert worden.

Die Anzüchtung der Sprossen erfolgt bei ca. 40° C und somit unter guten Wachstumsbedingungen für verschiedene Erreger, wie Listerien, Salmonellen und auch E. coli. Ursächlich könnten mit Erregern belastetes Saatgut sein oder auch belastetes Wasser. Genaues ist für diesen Fall nicht bekann und wird vermutlich auch nicht ermittelt werden können.

Allgemein ist bei derartigen Lebensmittelinfektionen, daß 3 von 4 Fälle niemals geklärt werden. Es wird auch immer schwieriger je länger das Geschehen zurück liegt und eine evtl. belastete Charge schon längst verzehrt worden ist.

Ein leichter Rückgang der Neuinfektionen sei festzustellen. Trotzdem gehe es weiter darum die Quelle zu finden, um beim nächsten Fall gewappnet zu sein! - Als wenn es nicht noch einige Wege mehr geben würde für eine Infektion und warum wurde nicht gleich auf Sprossen massiv untersucht, wo es doch vor 15 Jahren die Epidemie in Japan gegeben hat? Eben weil es einiges mehr an Möglichkeiten gibt!

Verantwortlichkeiten und Schuldzuweisungen werden hin und her geschoben. Jeder will der Erste sein, der die Quelle findet, die Bevölkerung wird hochgradig verunsichert, landwirtschftliche Existenzen zerstört oder geschädigt. Jeder weiß es besser und kritisiert, aber wer hätte es wirklich besser machen können und bringt konkrete Änderungsvorschläge für den nächsten Fall? Auch die Forderung nach "Zentralisierung" hätte die Probennahme und Untersuchungsgeschwindigkeit vor Ort nicht verändern können.

Laut Prof. U. Frei (Chef der Charité in Berlin) stehen die Nephrologen (Nierenspezialisten) per Internet in enger Verbindung und schon nach wenigen Tagen hatte er Hinweise vorliegen, dass es zu einer eindeutigen Häufung von Nierenproblemen mit vermutlich EHEC- Hintergrund im Raum Hamburg gekommen ist.

„Es roch nach gesundem Essen!“ (Prof. FREI), denn sonst waren bisher vor allem kleine Kinder, jetzt besonders Frauen betroffen. Dafür gibt´s keine eindeutige Erklärung, nur Vermutungen. Aber schon zu diesem Zeitpunkt hätte er "Salat" im Kopf gehabt.

Bei diesen Ausführungen wird deutlich, dass eine Zentralisierung nichts gebracht hätte, aber es macht sich politisch gut, wenn man sich mit neuen Forderungen positionieren kann, wenn man quasi behauptet, "hätte ich zu bestimmen, wäre es so nicht passiert ...!"

Es wird vergleichbares wieder passieren! Das nächste "AIDS-Virus" wartet vermutlich schon auf uns bzw. den Sprung in die Menschheit. Der Glaube der 50iger Jahre, wir hätten nun die kleinen Mikroben mit Antibiotika endlich besiegt, hat auch getrogen. Diese kleinen Dinger sind aufgrund ihrer schnellen Generationenfolge einfach ausgesprochen anpassungsfähig, denn ein paar überleben immer.

Bei uns Menschen ist es eigentlich nicht anders. Auch wir haben uns im Rahmen der Evolution entwickelt, ob zum Besseren wird die Zukunft zeigen. Die Menschheit erleidet "Rückschläge" wie z. B. AIDS, aber deswegen sterben wir trotzdem nicht aus.

Wird hier nicht auf dem Rücken verängstigter Wähler Politik betrieben, eine ganze Gesellschaft zunehmend verunsichert?! Steckt dahinter nicht langsam System? Seit wann haben wir eigentlich zunehmend Angst bekommen? War es nicht BSE, mit dem "die große Verunsicherung" begann und wo sind die hundertausenden von toten Engländern, gestorben an der "neuen Variante" der Kreuzfeld-Jacob-Krankheit?

05.06.11    (Spiegel - TV)

EHEC            1.526 nachgewiesene Infektionen

                           572 Erkrankungen (HUS)

                             21 Tote

  

Krankheitssymptome beim HUS (Hämlytisch-Urämisches-Syndrom)

die Hälfte der Patienten zeigen:

                epileptiforme Anfälle (Symptome wie bei Epilepsie)

                Bewusstlosigkeit  (Koma)

                Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen u. Doppelbilder sehen wie bei Hirnschlag

Ergänzung (Stand 20.12.2011):

Einige Personen leiden noch immer unter den neurologischen Problemen, können noch nicht wieder "normal" sprechen, Sehen oder haben weiterhin Lähmungserscheinungen, sind weiterhin in Rehabilitationsmaßnahmen.

Die Spekulationen werden mehr. Jetzt sollen es möglicherweise Biogasanlagen sein! Es sei eigentlich gar nicht erforscht was da in der Brühe passieren würde, welche neuen Erreger sich dort bilden und vermehren würden, was dann auf dem Feld als Dünger landen würde ... !!!

Eine heisse Spur oder doch nur vage Hoffnung: verschiedene Spuren weisen noch immer auf den Hamburger Großmarkt als "Verteiler" hin. Die eigentliche Quelle ist weiterhin unklar und bleibt es auch bis heute.

Problematisch bei der Verfolgung der Geschehnisse ist die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Erkrankung) von durchschnittlich 4 - 7 Tagen. Je länger die Infektion zurück liegt, desto schwieriger ist die Rückverfolgbarkeit. Entscheidend für die erfolgreiche "kriminalistische" Arbeit der Mikrobiologen ist eine sogenannter "Clusterbildung" von Erkrankten, d.h. je mehr Erkrankungen in einem bestimmten Umfeld erfolgen, desto eher können Zusammenhänge geschlussfolgert werden. 

04.06.11                zum Stand der Dinge  

Nach dem bisherigen Stand der Dinge scheint es sich um eine Neukombination von zwei bisher bekannten Varianten zu sein, dass hat man aufgrund der Analyse des Erbgutes der bisher isolierten Erreger in Darmstadt festgestellt.

Die Spanier sind nicht mehr die "Schuldigen", aber eine Quelle für die Infektionswelle konnte auch noch nicht gefunden werden und ob es überhaupt gelingt halte ich für eher fraglich.

Aufgrund der Resistenzen dieses E. coli - Stammes könnte aber die Diskussion über den Einsatz von Antibiotika in der "Massentierhaltung" erneut aufflammen.

31.05.11                zur neuen Antikörpertherapie

Die Antikörper werden "biotechnisch" hergestellt und sollen in Hannover bereits erfolgreich bei mehreren Patienten eingesetzt worden sein. So eine Bemerkung gestern im Deutschlandfunk. Diese Behandlung befindet sich noch in der Erprobungsphase, verspricht aber erfolgreich beim "Abfangen" der bakteriellen Giftstoffe.

29.05.2011            Ergänzung zur Diskussion um EHEC

Heute habe ich von einer neuen Behandlung gelesen, wo man Antikörper verabreichen würde. Diese Behandlung sei bereits an drei Kleinkindern erfolgreich getestet worden.

 

Eine solche Therapie ist auf jeden Fall denkbar. Nichts anderes wird mit einemToxoidimpfstoff gemacht, wo eine aktive Immunität gegen bestimmte Gifte (z. B. von Clostridien oder bei Oedemkrankheit beim Saugferkel) geschaffen wird, durch die Gabe "abgetöteten" Giftes.

 

Bei dieser Behandlung werden schützende Antikörper direkt in den Blutkreislauf gegeben. Man muss nicht auf die (aktive) Reaktion des Immunsystems warten, was einige Zeit dauern würde und hat sofort eine schützende Wirkung. Es wird auch von passiver Imunisierung gesprochen, da dass Immunsystem nicht aktiv werden muss, um eine Schutzwirkung zu erreichen.